Klimastreit im Klassenzimmer
Von Protest bis Profit – Jugendliche schlüpfen in Rollen und erleben Konflikte hautnah. Foto: westend61 / Envato
Politik zum Anfassen: Rollenspiele als Schlüssel für nachhaltige Bildung
„Just Transition? Auf der Suche nach dem gerechten Strukturwandel“ macht deutlich, wie herausfordernd gerechte Transformation tatsächlich ist – und, dass Streit im Klassenzimmer manchmal wünschenswert sein kann.
„Wir können doch nicht einfach tausende Jobs riskieren!“ – die Stimme einer Schülerin hallt durch den Raum. Gleich daneben fordert eine „Umweltorganisation“ strikte CO₂-Grenzwerte, während Gewerkschaften und Unternehmen taktische Allianzen bilden. Willkommen bei „Just Transition? Auf der Suche nach dem gerechten Strukturwandel“, einem Planspiel von planpolitik in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Hier wird erfahrbar, was politische Debatten sonst oft nur andeuten: Klimaschutz ist untrennbar mit sozialen Fragen verknüpft.
Rollentausch als Lernmethode
Das Planspiel richtet sich an Jugendliche ab 16 Jahren und bringt 20 bis 40 Teilnehmende für einen halben bis ganzen Projekttag ins Gespräch. Sie schlüpfen in Rollen aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften oder Zivilgesellschaft – und müssen gemeinsam Lösungen für den Kohleausstieg aushandeln. Der besondere Reiz: Niemand argumentiert aus der gewohnten Perspektive. Wer sich sonst leidenschaftlich für Klimaschutz starkmacht, verteidigt möglicherweise plötzlich Arbeitsplätze. Wer wirtschaftsliberal denkt, vertritt nun auf einmal Umweltinteressen. Dieser Perspektivwechsel macht Politik erfahrbar und zwingt zur inhaltlichen Auseinandersetzung.

Digitale Planspiele: Diskussion erwünscht, das Klassenzimmer wird zur Verhandlungsarena. Foto: xapdemolle / Envato

Kohle oder Klima? Planspiele machen aktuelle Themen gegenwärtig. Foto: monkeybusiness / Envato
Komplexität als Unterrichtsinhalt
Im Verlauf des Spiels wird klar: Jede Entscheidung zieht Folgen nach sich. Ein schneller Ausstieg reduziert Emissionen, gefährdet aber ganze Regionen wirtschaftlich. Ein langsamer Ausstieg sichert Arbeitsplätze, bringt jedoch Klimaziele ins Wanken. Die Teilnehmenden erleben hautnah, warum politische Prozesse oft zäh verlaufen – und weshalb Kompromisse selten alle zufriedenstellen. Genau darin liegt der Lernwert: Konflikte und Zielgegensätze werden nicht ausgespart, sondern gezielt durchgespielt.
Material & Umsetzung im Unterricht:
„Just Transition?“ zeigt eindrücklich: Strukturwandel ist kein technischer Ablaufplan, sondern ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess. Für Schüler:innen bedeutet das: Politik ist nicht abstrakt, sondern konkret, anspruchsvoll und voller Zielkonflikte. Und genau deshalb lohnt es sich, mitzudiskutieren – im Klassenzimmer wie in der Realität.