Klimaaktivisten vs. Kohlelobby im Klassenzimmer
Rollenspiele fördern Emotionen: Nicht jede Rolle fühlt sich gut an – und genau das macht den Lerneffekt aus. Foto: westend61 / Envato
Planspiele: Manchmal ist Streit im Unterricht das Beste, was passieren kann
„Wir können nicht einfach 40.000 Arbeitsplätze vernichten!”, ruft die Gewerkschafterin in die Runde. Neben ihr nickt der Vertreter des Energiekonzerns zustimmend – eine Allianz, die niemand erwartet hätte. Auf der anderen Seite des Klassenzimmers kämpft das Umweltministerium verzweifelt um Klimaziele, während die Bürgerinitiativen mit Gesundheitsargumenten punkten. Willkommen beim Planspiel „Kohleausstieg” – wo Neuntklässler plötzlich die Energiepolitik der Bundesrepublik verhandeln.
Das Faszinierende dabei ist, die Jugendlichen argumentieren nicht mehr mit ihren gewohnten Positionen. Wer normalerweise klimaaktivistisch denkt, muss als Gewerkschaftsvertreter für Arbeitsplätze kämpfen. Wer sonst wirtschaftsliberal argumentiert, vertritt als Umweltministerin strikte Grenzwerte. Diese Irritation ist das Geheimnis erfolgreicher Planspiele – sie zwingen zum Perspektivwechsel.
Planet N hat verstanden, wie das funktioniert. Die Plattform bietet sechs digitale Rollenspiele, die gesellschaftlich brisante Themen nicht nur behandeln, sondern erlebbar machen. Zwei Beispiele zeigen besonders deutlich, wie aus abstrakten Problemen konkrete Klassenzimmer-Dramen werden.
Kohleausstieg: Wenn Klimaschutz auf Realität trifft
Das Planspiel „Kohleausstieg in Deutschland” konfrontiert Schülerinnen und Schüler mit der vollen Komplexität der Energiewende. Sie schlüpfen in die Rollen von Ministerien, Energieunternehmen, Umweltverbänden und Gewerkschaften – und müssen einen Kompromiss finden, der alle Interessen berücksichtigt. Schnell wird klar: Es gibt keine einfachen Lösungen. Wer schnell aussteigt, gefährdet Arbeitsplätze und Versorgungssicherheit. Wer langsam aussteigt, verfehlt Klimaziele und riskiert Proteste. Das Spiel macht spürbar, warum Politiker oft zögerlich handeln – und warum Kompromisse manchmal unbefriedigend sind.
Einsetzbar ab der 9. Klasse in Politik, Geografie oder Wirtschaft. Das Planspiel dauert circa 90 bis 120 Minuten. Die Nachbesprechung ist oft genauso intensiv wie das Spiel selbst: Warum war der Kompromiss so schwierig? Welche Argumente haben überzeugt? Und was bedeutet das für die reale Energiepolitik?

Digitale Planspiele im Einsatz: Mit klaren Rollen und Laptops wird das Klassenzimmer zur Verhandlungsarena. Foto: xapdemolle / Envato

Ob Kohle oder Kleidung – Planspiele bringen aktuelle Themen in Bewegung. Foto: monkeybusiness / Envato
Fast Fashion: Wenn das 5-Euro-T-Shirt zur Gewissensfrage wird
Das zweite Highlight ist das Planspiel „Fast Fashion”. Hier geht es um die globale Textilindustrie – und die Frage, wer für die Arbeitsbedingungen in Bangladesch verantwortlich ist. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren entlang eines konkreten Modeprodukts und müssen zwischen Gewinn, Nachhaltigkeit und Arbeitsrechten abwägen.
Auch hier sorgt die Rollenverteilung für Überraschungen: Wer als Modekonzern argumentiert, lernt dessen Zwänge kennen. Wer als Verbraucherschützer auftritt, erlebt die Macht der Konsumenten. Das Spiel macht deutlich, dass jeder Teil des Problems – und damit auch Teil der Lösung – sein kann.
Ideal für fächerübergreifenden Unterricht in Ethik, Wirtschaft, Kunst oder Geografie, funktioniert das Planspiel ab Klasse 8. Es zeigt, wie globale Zusammenhänge im Klassenzimmer greifbar werden.
Alles fertig vorbereitet
Planet N macht es Lehrkräften leicht. Zu jedem Planspiel gibt es umfangreiche Materialien: Einführung für Lehrkräfte, Rollenbeschreibungen, Ablaufpläne, Reflexionsfragen. Alles ist kostenlos, sofort einsetzbar und didaktisch durchdacht. Die Spiele funktionieren online oder in Präsenz, brauchen keine technischen Vorkenntnisse und lassen sich flexibel an die Unterrichtssituation anpassen.
Das Wichtigste aber ist die Haltung, Planet N traut Schülerinnen und Schülern echte Entscheidungsräume zu. Statt sie zu belehren, lässt es sie erleben. Statt Positionen zu vermitteln, ermöglicht es Perspektivwechsel. Das macht den Unterschied zwischen Unterricht, der informiert, und Unterricht, der transformiert. Jugendliche, die einmal als Kohlelobbyist argumentiert haben, hören danach anders zu, wenn im Fernsehen über die Energiewende diskutiert wird. Sie verstehen, dass es nicht nur um richtig oder falsch geht, sondern um komplexe Abwägungen. Das ist politische Bildung im besten Sinne.
Was noch kommt?
Im dritten und letzten Teil dieser Reihe schauen wir uns die Toolbox von Planet N an: Kleine Übungen, Reflexionsmethoden und Gruppenformate, die Nachhaltigkeit auch im Alltag des Schulunterrichts verankern – ganz ohne Projekttag. Denn manchmal reichen 15 Minuten, um die Welt zu verändern.
Planet N entdecken: www.planet-n.de
Kostenlos, sofort einsetzbar, didaktisch durchdacht