Farfalle statt Randale
Wo Mc Donald’s auf Widerstand traf, entstand eine Idee für die Welt. Foto: a_medvedkov / Envato
Genuss statt Einheitsfraß: Die Idee von Slow Food erobert Klassenzimmer.
Alles begann in Rom, 1986: Vor der ersten McDonald’s-Filiale Italiens verteilen Studierende Pasta, essen gemeinsam – und legen den Grundstein für eine weltweite Bewegung.
Von einem Platz in Rom zur globalen Bewegung
Aus der Aktion gegen McDonald’s erwuchs Slow Food. 1989 wurde die Organisation offiziell international gegründet (in Italien unter dem Namen Arcigola schon seit 1986 aktiv). Ziel: gutes, sauberes und faires Essen fördern, regionale Lebensmittelkultur stärken, Artenvielfalt schützen. Nachhaltigkeit war dabei von Anfang an ein Kernprinzip – lange bevor das Wort in aller Munde war.
Deutschland war früh dabei: 1992 gründete sich in Königstein im Taunus der erste Slow-Food-Verein außerhalb Italiens. 2007 tauchte auf einem Kongress in Mexiko erstmals die Idee eines eigenen Netzwerks für junge Aktive auf. Ein Jahr später, beim Treffen „Terra Madre“ in Turin, wurde daraus das Slow Food Youth Network. In Deutschland ist es seit 2009 aktiv und seit 2013 fest im Verein Slow Food Deutschland e.V. verankert.

Wissenschaftlich erwiesen: Pasta macht glücklich.
Foto: Wavebreakmedia / Envato

La Dolce Vita: Gutes Essen mit netten Menschen.
Foto: MirkoVitali / Envato
Mehr dazu findest du auf www.slowfoodyouthnetwork.org
– dort sind die Jugendbewegung und ihre Projekte komprimiert dargestellt.
Für den Unterricht besonders interessant: Die Slow Food Youth Akademie bietet praxisnahe Workshops und Bildungsformate, zum Beispiel die Sommer-/Youth-Akademie 2025 (30. 8.–6. 9. im Schloss Kirchberg), mit Exkursionen, Hofbesuchen und Workshops zur nachhaltigen Ernährung.
Die jüngere Generation beschränkt sich nicht auf Protest – sie entwirft eigene Formate, die politische Botschaften mit Gemeinschaft und Kreativität verbinden.
Aktionen mit Wiedererkennungswert
Schnippeldisko (Disco Soup): Überschüssiges, oft aussortiertes Gemüse wird gemeinsam geschnippelt, zu Musik gekocht und gegessen – als farbenfrohes Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung.
Eat-Ins: Tische und Picknickdecken werden mitten in der Stadt aufgebaut. Es wird gegessen, geredet und diskutiert – über Geschmack, aber auch über die Herkunft der Speisen.
Workshops & Audiofeatures: Veranstaltungen zu Themen wie Umweltgerechtigkeit, faire Lieferketten oder Saatgutvielfalt. Ein Hörbeitrag über Tomatenproduktion in Italien zeigt, wie komplex globale Handelsstrukturen sind. Saisonkalender: Handgestaltet und informativ – er macht sichtbar, wann Obst und Gemüse aus der Region tatsächlich Saison haben.
International beteiligt sich das Netzwerk an Filmfestivals, Schulprojekten und politischen Diskussionsrunden – immer mit der Verbindung von Genuss, Wissen und Engagement.
Wirkung in Schulen
Slow Food Youth bringt Nachhaltigkeit und Esskultur in den Unterricht – ohne erhobenen Zeigefinger. Eine Schnippeldisko kann Mathematik (Lebensmittelmengen berechnen), Biologie (Saisonalität verstehen), Geografie (Lieferketten nachvollziehen) und Gemeinschaftskunde oder Sozialkunde (Gerechtigkeitsfragen) praxisnah gestalten.
Was 1986 auf der Piazza di Spagna in Rom begann wird heute von einer Generation weiter getragen, die kocht, pflanzt, diskutiert und zeigt, dass gutes Essen weit mehr bedeutet als nur satt zu sein.